Dieser Artikel ist der erste Teil der Blogartikelreihe Astrofotografie mit der DSLR. Heutzutage wird durch die digitale Fotografie das Fotografieren auch dem Amateur leicht zugänglich. Auch die Anschaffungskosten für Einsteigeroptiken und DSLRs (Digitale Spiegelreflex Kameras) sind erschwinglich. Der versierte Fotograf hält auch sicher mal seine Kamera in den Sternenhimmel. Und darum geht es hier – wir wollen unser Universum näher heranholen. Jetzt kann man natürlich ein Teleskop kaufen, dazu eine Menge an Zubehör und seine DSLR da ran bauen. Das muss aber gar nicht sein, denn wie wir sehen werden sind die meisten Objekte schon mit normalen Teleobjektiven gut zu sehen, da sie viel größer am Himmel erscheinen als manch einer sich das vorstellen kann. Nur sind sie sehr lichtschwach! In diesem Artikel tasten wir uns langsam an die Astrofotografie heran.
Fotografieren auf Stativ ohne Nachführung
Grundsätzlich kann man mit jeder DSLR und jedem Objektiv schon eindrucksvolle Bilder machen. Es kommt erstmal nur darauf an welche Objekte man fotografieren will. Im einfachsten Fall benötigt man ein Stativ und eine “normal”-Brennweite. Also zum Beispiel eine Nikon D5200 mit einem 35mm Objektiv. Damit kann man schon schön die Milchstrasse fotografieren.
Das Bild links ist ein einzelnes Bild mit 10s auf einem Stativ aufgenommen. Wenn man näher hinschaut, dann stellt man fest, dass die Sterne nicht punktförmig sind, sondern schon Striche:
Je mehr Vergrößerung man hat (mehr Brennweite), desto mehr wird man diese Striche sehen. Auch bemerkt man bei diesem Einzelbild den hohen ISO-Wert (das Bild ist ziemlich verrauscht).
Hintergrund dieser Sternbewegungen: Die Erde rotiert um die eigene Achse.
Kurz zum
Astrokoordinatensystem
Wie unsere Erde ein Koordinatensystem hat, so gibt es auch ein Koordinatensystem für unseren Sternenhimmel. Es gibt also Längen- und Breitengrade und Pole. Die Längenkreise nennt man Rektaszension (RA) und die Breitengrade Deklination (D). Auch gibt es einen Himmelsnordpol. Ein Beobachter am Nordpol sieht den Himmelsnordpol genau über sich im Zenit. Entsprechendes gilt für den Südpol. Der Polarstern befindet sich fast am Himmelsnordpol (er bildet auch die Spitze des kleinen Wagens). Es scheint also, als ob sich alle Sterne um den Polarstern bewegen.
Je weiter man sich in der Deklination von dem Pol wegbewegt, desto kürzer muss man die Belichtungszeit wählen.
Einen Richtwert gibt folgende Tabelle für 35mm:
Deklination des Objekts | Belichtungszeit 35 mm Objektiv |
0 Grad | 10 Sekunden |
20 Grad | 11 Sekunden |
40 Grad | 13 Sekunden |
50 Grad | 16 Sekunden |
60 Grad | 21 Sekunden |
70 Grad | 32 Sekunden |
75 Grad | 43 Sekunden |
Stellarium kann man hier kostenlos herunterladen.
Was kann ich tun um bessere Bilder zu machen? Stacken!
Was ist Stacken?
Auch ohne weitere finanzielle Ausgaben gibt es hier noch eine Verbesserungsmöglichkeit:
Man macht nicht mehr ein Bild mit langer Belichtungszeit, sondern ganz viele.
Es gibt einige Programme, mit denen man stacken kann, ich stelle aber an dieser Stelle nur eines vor. Ich benutze es oft, es ist kostenlos und meiner Meinung nach einfach zu bedienen. Der DeepSkyStacker von Luc Coiffier.
Das Programm kann man hier herunterladen.
Nach dem Stacken kann man dann mit einem weiteren Grafikbearbeitungsprogramm das Bild noch verfeinern.
Ein Vorteil ist, dass man Überbelichtungen vermeiden kann. Wenn man nämlich ein Objekt (mit sehr unterschiedlicher Helligkeit) sehr lange belichtet, dann sind die hellen Bereiche überbelichtet. Das nennt man dann auch ausgebrannt.
Im Bild kann man erkennen, dass der Zentralbereich von Andromeda nur noch ein heller Fleck ist.
Übung:
- Auf eine klare Nacht warten
- Kamera auf ein Stativ montieren und mit einem Objektiv (nicht zu große Brennweite) auf die Milchstraße richten
- Auf manuell stellen, Blende ganz auf und ISO-Wert auf 1600 -6400 stellen
- 1 bis 10 Sekunden belichten
Macht ein paar Bilder mit unterschiedlichem ISO-Wert und zwischen einer und 10 Sekunden. Die Blende lassen wir dabei ganz auf (obwohl wir bei Offenblende nicht die beste Schärfe haben). Danach schaut euch die Bilder in einem Grafikprogramm mal genau an. Ziel ist, dass man ein Gefühl für das Rauschverhalten seiner Kamera und für die Bewegung der Sterne bekommt.
- Stellt eure Kamera so ein, dass sie nicht sofort nach dem Betätigen des Auslösers belichtet, sondern etwas verzögert. Auch ein kabelloser Auslöser ist hier eine tolle Hilfe.
- Zum Scharfstellen sucht einen hellen Stern (z.B. Vega), schaltet eure Kamera auf Livemode und zoomt maximal digital ran. Zum Scharfstellen dann am Besten manuell solange drehen, bis der Stern möglichst punktförmig ist.
Danach sucht ihr das schönste Bild aus (auch mal 100% Ansicht anschauen) und merkt euch die Einstellungen.
Dann wieder raus und ganz viele Bilder machen (mit den guten Einstellungen). Je mehr desto besser. Die Bilder bearbeiten wir dann im nächsten Artikel. Ihr könnt auch gerne vorher schon ein wenig mit dem DeepSkyStacker spielen
Im nächsten Artikel zeige ich wie man mit DeepSkyStacker arbeitet und wir machen die erste Aufnahme der Andromeda (M31) mit unserem Stativ. Danach erzähle ich was eine Nachführung ist und was es für unterschiedliche Typen gibt. Hier kann man selber basteln oder gleich eine computergesteuerte kaufen, die einem die Suche nach Deep Sky Objekten sehr vereinfacht.
Viele klare Nächte wünsche ich!
29. November 2014
Ich freue mich schon auf die weiteren Teile
29. November 2014
Danke Peter, ich freue mich auch über deinen Besuch. Ich hoffe meine Artikel sind hilfreich und bringen meine Leser den Sternen näher
30. November 2014
Hallo Philipp!
Vielen Dank für die Einführung und die damit verbundene Arbeit.
Freu mich schon auf Teil 2 mit der Nachführung. Man lernt ja nie aus.
Immer CL und noch einen schönen Sonntag
Peter
30. November 2014
Hey, super Einleitung zum Thema,verständlich erklärt und nicht zu viel technisches Bla Bla.
Freu mich auf den nächsten Teil.
13. Juni 2015
Hallo,wie werden die Bilder gemacht??in “jpg” oder “RAW”
Danke
13. Juni 2015
Hallo Mario,
grundsätzlich in RAW. In JPG ist nur noch ein Bruchteil der Bildinformationen enthalten!
24. November 2015
Hi Ihr, ich bin eigentlich in der People-Fotografie daheim
möchte mich aber rein aus Spass an der tollen Sache mit dem fotografieren des Sternenhimmels befassen.
Als totaler Anfänger stellt sich mir nun die Frage…. Milchstraße ok… ich weiß auch was das ist und alles .. nur ist mir nicht klar WO ich sie von der Erde aus finde.. also in welche Himmelsrichtung muss ich meine Kam richten um die Milchstrasse so schön Mittig zu bekommen? Manche Artikel beschreiben es mit dem Polarstern als Mittelpunkt…..
Was mich auch beschäftigt ist die Frage nach der Iso.. da liest man ja wilde Sachen)) Ich bin nun nicht ganz so rauschanfällig, da ich sowohl mit der 5 MIII wie auch mit der 6D arbeite.
Habt Ihr ein paar Tips für einen blutigen Anfänger
Danke
13. Januar 2016
Hallo Klaus,
du kannst gerne in meine Facebookgruppe kommen. Da kann die Gruppe und ich dir besser helfen:
https://www.facebook.com/groups/astrofotografie.anfaenger/
25. Januar 2018
Die app Stellarium hilft super die Milchstraße zu finden.
11. Januar 2016
Hallo, ich sauge jede Info auf, die ich nur kriegen kann, wenn es um Astrofotografie geht. Ich hab schon viel mit dem DS stacker probiert. Letztens den M1 Nebel. 150 Lightframes haben nicht wirklich gereicht
Aber es war schon relativ gut zu erkennen. Die Nachbearbeitung der RAW Bilder und anschließende TIFF konvetrierung ist schon ziemlich aufwendig. Ich hab auf einer anderen Seite ein Low Budget Bau einer Nachführung (Deutsche Montierung) gefunden. Ich freu mich schon auf den zweiten Teil deine Reihe.
Gruß
12. Januar 2016
Hi Phillip,
schöner Artikel. Ich will keine Astrofotografie machen, sondern Landschaft bei Nacht mit Sternenhimmel. Der Artikel hat mir gut weitergeholfen, danke.